Lichtobjekte

Die Lichtobjekte von Kerstin Schneggenburger haben mehrere voneinander unabhängige Bedeutungen: zunächst sind sie auch ökologische Gebrauchskunst von eindeutig praktischem Nutzen im Alltag, denn sie sind mit LED- und Energiesparbirnen ausgerüstet, verbrauchen nur ganz wenig Strom und haben eine nahezu unbegrenzete Lebensdauer und geben durch die handgefertigten Papierschirme schönes warmes, nahezu weihnachtliches Licht.
Sie haben aber auch eine psychologische, nahezu sakrale Dimension insofern als das warme Licht zum Träger der Hoffnung wird. Diese Deutung wird um so sinnfälliger als man noch den Charakter des Fahrzeuges oder manchmal auch des Hauses oder Gehäuses des Objekts mitbedenken muß. Es sind Barken und Burgen der Hoffnung und des Lichts, die K.S. für uns geschaffen hat.

Information zu den Lichtobjekten

Die Holzfundstücke werden alle von uns selbst gesammelt. Es sind oft Treibhölzer, Hölzer, die von Bibern benagt wurden, Fachwerkteile, Mooreiche…Biberhölzer zeigen an den Enden oder dort wo Äste waren die Spuren der scharfen Biberzähne, die wie ein Bildhauerwerkzeug ins weiche Holz eindringen. Auch dort wo Rinde war sieht man Spuren davon. Meist handelt es sich um Weiden- oder Pappelholz. Die Mooreiche finden wir an der Elbe, sie wird dort Wassereiche genannt. Es handelt sich um Bäume oder Eichenstücke, die vor langer Zeit überspült wurden und seitdem im Flußgrund gelegen haben. Die Gerbsäure des Eichenholzes verbindet sich mit Mineralien aus dem Schlamm und das Holz färbt sich im Lauf der Zeit durch und durch schwarz. Es verändert auch seine Struktur. Ich habe ein Gutachten für einen Baumabschnitt, den das Institut für Dendrochronologie untersucht und dessen Fällung auf den Zeitraum 1841 B.C. datiert hat. B.C. bedeutet Before Christ.

Das Papier ist von mir gefärbt und bearbeitet. Grundlage ist ein Papier für Restaurierungen, es vergilbt nicht, ist alterungsbeständig.

Die Farben sind mit hochlichtechten Pigmenten von mir hergestellt, sie bleichen nicht aus, auch die roten nicht.

Die Metallkonstruktion ist verzinkt.

Die Elektroinstallation besteht aus klassischen Schraubfassungen; so können die LEDbirnen leicht ersetzt werden. Die Zuleitung hat Stecker und Schalter.

Langlebigkeit: In einigen Gasthäusern z.B. den Trebeler Bauernstuben im Wendland, gibt es Lichtobjekte, die dort seit mehr als 12 Jahren täglich für die Gäste leuchten.

 

Die Scharade des Lichts

Licht, das durch Blattwerk dringt, oder durch das Perlmutter des Schneckenhauses, die Flügel der Segelschiffe – durch Schnee – ist anderes Licht als das, was nackt vom wolkenlosen Himmel gleißt, uns aus Leuchtstoffröhren und Scheinwerfern anfällt oder als Bogenlampe die Nacht tiefer und schwärzer macht.
Bei den Arbeiten von K. Schneggenburger handelt es sich um Versuche, das Licht zu rehumanisieren – und zwar gerade auch das ganz modern technische – und ihm die alte, immer auch sacral verstandene Bedeutung zurück zu geben: als Trostspender, als Umkreis, wo sich Schönheit entfalten kann, als Ziel tastender Irrgänge durch undifferenziertes Dunkel.

 

Zur Schiffssymbolik im Werk von Kerstin Schneggenburger

Vergebens sucht der analytische Blick nach konstruktionsmäßigen Entsprechungen; in den Skulpturen der Seglerin, Tochter eines Schiffbauingenieurs, findet sich keinerlei Andeutung von Rahe, Gangspill oder Takelwerk, dem „laufenden oder stehenden Gut“, wohl aber von den dynamischen Gewalten des Windes und der Dünung, durch welche die Vorsehung den Fahrzeugen ihr individuelles Schicksal bereitet.
Es sind Schiffe, wie sie im mythologisierenden Denken der Seeleute entstehen: glückhafte, fluchgeschlagene, standhaft aus der Boe sich aufrichtende oder unerklärlich bresthafte, auch uralte, im Stadium langanhaltenden Zerfalls.
Dem über ein Fundstück Holz, einer elektrischen Birne, einer Papiercollage zwischen gebogenen Drähten meditierenden Blick erschließt sich ein Einblick in die Bedingtheit (auch Brüchigkeit) aller Existenz.
Das sind wohl in groben Umrissen die Gründe, weshalb diese kleinen Gebilde von mir und vielen anderen so sehr geschätzt werden.
Josef Waldow, 20.Mai 2014